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ChemDelta Bavaria auf dem Weg in die Klimaneutralität: Handlungsaufruf an die Politik

05.10.2022 | Gendorf

Mehr als fünf Terawattstunden Strom, dazu ein ähnlich hoher Bedarf an Erdgas – mit diesen Jahresverbräuchen zählt das Bayerische Chemiedreieck zu den Spitzenreitern in Bayern. Die Transformation hin zur Klimaneutralität wird im ChemDelta bereits in zahlreichen Projekten umgesetzt. Die dafür notwendigen Maßnahmen ziehen einen steigenden Strombedarf nach sich. Hinzu kommen große Mengen an grünem Wasserstoff, der künftig einen Teil der weg- brechenden fossilen Energiestoffe ersetzen soll. Mit welchen Energieströmen und -mengen künftig zu rechnen ist, zeigt jetzt eine unabhängige Studie, die durch das Bundes- ministerium für Bildung und Forschung gefördert und durch die Wacker Chemie AG, Bayernwerk AG, bayernets GmbH und Tyczka GmbH unterstützt wird. Aus diesen Ergebnissen leitet die Initiative ChemDelta Bavaria notwendige infrastrukturelle Rahmenbedingungen ab, die von politischer Seite geschaffen werden müssen.

Im Rahmen des Projekts „Trans4In“ wurde anhand der von den beteiligten Firmen geplanten Maßnahmen zur CO2-Verminderung der künftige Bedarf an Strom und Wasserstoff abgeschätzt und dieser Bedarf mit Unterstützung der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) analysiert und bewertet. Im Kern ist damit zu rechnen, dass sich der Strombedarf erheblich erhöhen wird. Im Bezugsjahr 2019 benötigten die ChemDelta-Unternehmen rund fünf Terawattstunden Strom, davon wurden 3,8 Terawattstunden von extern bezogen.

Diese Stromzufuhr wird sich den Analysen zufolge allein bis zum Jahr 2030 um mehr als 50 Prozent auf über sechs Terawattstunden pro Jahr erhöhen und auch danach weiter ansteigen. Der Grund dafür: Der im selben Zeitraum stark zurückgehende Bezug von Erdgas – bis dato der Hauptenergiezufluss im Chemiedreieck – muss ersetzt werden und erfordert eine immer stärkere Elektrifizierung, beispielsweise durch den vermehrten Einsatz von Wärmepumpen zur Erzeugung des zwingend erforderlichen Prozessdampfes.

Die Berechnungen beinhalten bereits die Annahme, dass ein Teil des sinkenden fossilen Energieträgerzuflusses durch den Bezug von Wasserstoff kompensiert wird. Ohne diese Wasserstoffkomponente wäre beim Strombedarf im Chemiedreieck in den kommenden Jahren noch mit einer deutlich stärkeren Erhöhung zu rechnen. Bis 2030 würde sich die Stromzufuhr demnach wohl mehr als verdoppeln, bis 2040 verdreifachen.

Wasserstoff soll zum Beispiel verwendet werden, um unvermeidbares CO2 aus chemischen Prozessen oder aus Rückstandsverbrennungen in Methanol umzuwandeln, so dass dieses anschließend wieder in der Produktion eingesetzt werden kann. Damit wird ein wichtiger Baustein für das Erreichen der Klimaziele in Bayern und in der Bundesrepublik Deutschland geschaffen. Der notwendige Wasserstoff muss aufgrund des hohen Bedarfs im ChemDelta Bavaria – bis 2030 wird mit zwei Terawattstunden gerechnet – über Verbindungsleitungen zum überregionalen Wasserstoff-Transportnetz bereitgestellt werden.

Aus den Ergebnissen der Studie leitet die Initiative ChemDelta Bavaria zwei entscheidende Erfordernisse zur Entwicklung der Infrastruktur in den kommenden Jahren ab. Als erstes benötigen die Fernleitungsnetzbetreiber den konkreten politischen Auftrag sowie einen geeigneten regulatorischen Rahmen für den Aufbau eines Wasserstoffnetzes. Als zweites Element ist der zusätzliche Ausbau einer leistungsfähigen Stromversorgung für das Chemiedreieck inklusive weiterer Trassen notwendig – schließlich wird sich die Stromanschlussleistung der Region in den kommenden Jahrzehnten mindestens verdoppeln.

Mit der Notwendigkeit eines schnellen Infrastrukturausbaus einher geht die Forderung, die Energienetze zu entfesseln: „Die Verfahren müssen entbürokratisiert, beschleunigt und der Ausbau seitens der Politik auch kommunikativ positiv unterstützt werden“, sagt Dr. Peter von Zumbusch, Vorsitzender des ChemDelta-Lenkungskreises.

Das ChemDelta Bavaria steht geschlossen hinter der Transformation der chemischen Industrie hin zur Klimaneutralität. Zahlreiche Maßnahmen und Projekte der Mitgliedsunternehmen weisen den Weg in Richtung Nachhaltigkeit. Sowohl der Wille als auch das Know-how für eine erfolgreiche Umsetzung sind vorhanden. Für ein Gelingen und damit die Standortsicherung der heimischen Industrie aber braucht es zusätzlich die Schaffung der notwendigen Voraussetzungen durch die öffentliche Hand, darunter einen konsequent auf die Erfordernisse der Klimaneutralität ausgerichteten Regulierungsrahmen.

Wir fordern daher die Politik auf, sich aktiv und steuernd einzubringen für eine gemeinschaftliche und koordinierte Zukunftssicherung des Bayerischen Chemiedreiecks. Der Freistaat Bayern sollte dabei in einer Führungsrolle den Ausbau der Infrastruktur veranlassen.

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