Dem Chemiedreieck in Berlin Gehör verschaffen
Das Thema Energie bleibt Dreh- und Angelpunkt der Industrieunternehmen im Bayerischen Chemiedreieck. Entsprechend beherrschten Aspekte wie der wachsende Energiebedarf, die hohen Strompreise und die Transformation hin zur Klimaneutralität auch die diesjährigen Berliner Gespräche der Initiative ChemDelta Bavaria. Ein weiterer Schwerpunkt galt dem Thema PFAS und dem drohenden Aus des Gendorfer Dyneon- Standorts.
Prominenteste Gesprächspartnerin in diesem Jahr war Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne). Ihr brachte die ChemDelta-Delegation, darunter Lenkungskreis-Vorsitzender Dr. Peter von Zumbusch, Sprecher Dr. Bernhard Langhammer, Dr. Christoph von Reden als Leiter des Chemieparks Gendorf sowie Dr. Markus Born, Geschäftsführer der Bayerischen Chemieverbände, die herausragende Bedeutung des Dyneon-Standorts für die europäische HighTech-Industrie nahe. Vor allem die Chipindustrie kann den ChemDelta-Verantwortlichen zufolge nicht auf die einzigartige Qualität der Gendorfer Fluorpolymere verzichten. Nicht viel anders ergehe es dem 5G- Kommunikationsbereich, der Energie- und Medizintechnik sowie dem Wehrsegment. Die eindringliche Botschaft: Ohne die Spezialkunststoffe aus dem Chemiedreieck sei eine nachhaltige Zukunft entweder nicht möglich oder aber in hohem Maß abhängig von Asien und den USA.
Diese Botschaft wurde auch bei den weiteren Gesprächen in Berlin adressiert, so etwa im Bundesfinanz- und im Bundesverkehrsministerium, wo die ChemDelta-Delegation auf Staatsekretärin Katja Hessel (FDP) und Staatssekretär Michael Theurer (FDP) traf – unter anderem, um den weiteren Verlauf des Bahnausbauprojekts ABS 38 und einen aus Sicht der Chemieindustrie notwendigen Brückenstrompreis zum Erhalt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit während der Transformation hin zur Klimaneutralität zu besprechen.
In Sachen Bahnausbau stellten die Ministeriumsvertreter den aktuellen Stand nach der Abkehr vom sogenannten Maßnahmengesetzvorbereitungsgesetz (MGVG) vor. Demnach sind die infolge des MGVG eingetretenen Verzögerungen nicht mehr einzuholen. Mehr noch: Infolge weiterer Planänderungen durch die Bahn AG wird seitens ChemDelta mit neuerlichen Verzögerungen gerechnet. So ist laut Bahnangaben vorgesehen, die anstehende Sanierung der Strecke München- Rosenheim-Salzburg vorzuziehen. Weil der ABS38-Verlauf hierfür als Ausweichstrecke benötigt wird, geht man seitens ChemDelta von einem um rund ein weiteres Jahr verzögerten Baubeginn für die noch ausstehenden ABS38-Abschnitte aus.
Höhepunkt der jährlichen Berlin-Gespräche ist für ChemDelta Bavaria immer der direkte Austausch mit den bayerischen Bundestagsabgeordneten in den Räumlichkeiten der Bayerischen Vertretung. 18 Bundestagsabgeordnete und weitere Gäste folgten heuer der Einladung der Initiative um Dr. Peter von Zumbusch (Wacker Chemie AG), Dr. Christoph von Reden (InfraServ GmbH), Andreas Niedermaier (Alzchem Group AG), Dr. Oliver Mieden (Westlake Vinnolit GmbH), Dr. Bernhard Langhammer (ChemDelta) und Dr. Markus Born (Bayerische Chemieverbände), darunter die heimischen Abgeordneten Stephan Mayer (CSU, Altötting), Max Straubinger (CSU, Rottal-Inn), Dr. Peter Ramsauer (CSU, Traunstein), Sandra Bubendorfer-Licht (FDP, Mühldorf) und Staatssekretärin Dr. Bärbel Kofler (SPD, Traunstein). Auch hier bestimmten die Energiethemen sowie die angekündigte Dyneon-Schließung und deren Folgen die Agenda. Hinzu kamen Aspekte wie ein dringend benötigter Bürokratieabbau auf allen Ebenen sowie das aus Sicht der Industrie ausufernde Chemikalienrecht.
Dabei traten die Industrievertreter in Berlin längst nicht nur mit Forderungen und Sorgen auf. Vielmehr machten sie einmal mehr deutlich, dass sich das Chemiedreieck die Klimaneutralität als klares Ziel gesetzt habe und die hiesige Industrie das Ihre zum Erreichen dieses Ziel beitragen werde. Schon heute liefere die Region wichtige Bestandteile in nahezu sämtliche globalen Zukunftstrends. Das soll auch in Zukunft so bleiben – nachhaltig und wertschöpfend zugleich. Doch müssten dafür seitens der Politik auch die notwendigen Weichen gestellt werden, so die ChemDelta-Vertreter.
Für die Initiative geht es nach Berlin nahtlos weiter in München. Dort stehen in den kommenden Wochen die ebenfalls bereits traditionellen Gesprächsrunden mit den Landtagsfraktionen auf dem Programm. Schließlich will sich das Chemiedreieck neben der Bundes- auch in der Landeshauptstadt Gehör verschaffen.